Aber ist es denn wirklich so toll, dieses stinkende, laute, verletzende, sogenannte „echte“ Leben? Die wunderbar leckeren Ravioli kommen unten braun wieder raus, das Toilettenpapier – ist es erst seiner Bestimmung zugeführt – stinkt, und das Knacken der Knochen und Ächzen der Sehnen beim frühmorgendlichen Laufen im Park erinnert doch nur daran, dass Leben nichts anderes ist als Abbau und Verfall.
Das echte Leben! Pah! Im echten Leben studiert man irgend ein Fach, womöglich mit gar nicht so schlechten Punkten, und dann kommt irgend so ein sich so nennendes Examen, und dessen Punkte sollen dann nicht nur die gesamte eigene Leistung widerspiegeln, sondern den „Marktwert“ einer Person objektiv definieren, auf dass sie keine Beschäftigung finde, die ihr wenigstens etwas, wenigstens ein kleines bissschen Spaß macht?
Ist das nicht das echte Leben?: Dass man sich vormacht, man liebe und werde geliebt, nur weil man es in seinem endlosen Egoismus nicht erträgt, ungeliebt zu sein, und doch weiss man, dass das alles nur ein Spiel ist und Liebe immer abhängig ist von Leistung und du jeden Tag aufs neue beweisen muss, wert zu sein, dem anderen ein Partner sein zu dürfen, dass du ständig kämpfen musst um eine Person, der du letztlich so egal bist wie jedes andere Wesen auf diesem Planeten, und die genau wie du immer nur eines sein wird: völlig allein.
Ist das nicht das echte Leben?: Dass irgendwelche Konzerne irgendwo irgendwelche Regierungen im eigenen Interesse beeinflussen, und dass diese Regierungen wiederum Kriege führen und Völker unterdrücken und Natur, Umwelt, Ressourcen ausbeuten, und wehe! man wehrt sich dagegen: Racak hat es gegeben, Bush ist demokratisch gewählt, Afghanistan hat uns angegriffen, die Güter sind gerecht verteilt, natürlich, behaupte nur das Gegenteil, dann kannst du vergessen, jemals wieder auch nur ein Wort sagen zu dürfen.
Dieses echte Leben ist ein Haufen Scheisse. Gäbe es keine Musik, Bücher, Filme und – ja! – auch Computerspiele, wohin hätte ich mich flüchten können vor diesem ständigen Scheitern, dieser ständigen Enttäuschung, die man sich und anderen antut, während man auf den Tod wartet. Und irgendwann geht es nur noch darum, zu bitten, zu beten, zu flehen, dass das eigene Sterben schnell und nicht schmerzhaft komme, aber bitte bald, damit man das verkackte echte Leben nicht länger erdulden muss.
1 Kommentar:
Nö. Glaube!
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